Uwe Stöß – Rückkehr nach Plauen
Die einen hielten ihn für tot, die anderen für gut verwahrt in einer der „Besserungsanstalten“ dieser Republik oder sehr schlecht gebettet in einem der Abbruchhäuser gleicher Republik. Deshalb sehr neugierig, waren die gut sechzig Zuhörer der Lesung in der „Schmiede“ in der Hammerstraße in Plauen allemal.
Der Typ, den sie als Kind und Jugendlichen, äußerlich gut situiert, nichts ahnend von den unerträglichen familiären Verhältnissen, kannten und der ihnen zuletzt vielleicht begegnet war in diesen Nachbarschaftsgesprächen „Hast du schon gehört, der ist ganz unten.“, saß plötzlich vor ihnen und las aus einem Buch – seinem Buch!
Diese Begegnung war fürs Publikum und für Uwe eine sehr emotionale und wenn man sonst schreibt diese Lesung war unglaublich erfolgreich, schreiben wir hier: Es war unglaublich beeindruckend! Schön zu sehen, wie der eine, der mit einem Ort bisher nur den Ausgangspunkt und die Bühne für sein lange verkorkstes Leben verbunden hat, sich wieder annähert an diesen Ort und seine Menschen, schön zu fühlen, wie die Menschen dieses Ortes respektvoll und froh sind, dass der es „zurück“ geschafft hat.
Im ersten Teil liest Uwe aus seinem Erstling „2 Etagen unter Hölle“, in dem er über sein Leben zwischen Knast (heute weitgehend abgerissen), Kriminalität und Obdachlosigkeit in seiner Heimatstadt berichtet. Nachdenkliches Lauschen. Zwischendurch erzählt er immer wieder auch abseits des Buches, nimmt die Zuhörer mit auf seinen Weg durch die ihnen bekannten Straßen, an ihnen vertraute Orte. Ihr Plauen ganz anders gesehen.
Die Pause wird länger als geplant, viele Fragen tun sich im persönlichen Gespräch mit dem Autor auf. Erinnerungen werden ausgetauscht.
Danach geht’s weiter mit Kurzgeschichten aus seinem neuesten Buch „Das zieht alles Kreise“. Hier zeigt sich eine ganz andere Facette seines Schaffens, wenn Uwe scharfzüngig und mit rollenden Augen seine Figuren mit ihren absurden Beziehungen, Gedanken und Vorurteilen vor uns auferstehen lässt. Er ist ein Meister des Schreibens und des Vorlesens. Die finsteren Gefühle aus dem ersten Teil der Lesung, weichen allgemeinem, befreienden Prusten und Lachen und das alles verlangt nach Zugabe, die man selbstverständlich auch bekommt. Am Ende geht’s fast familiär zu in der zur Lesebühne gewordenen Schmiede und alle sind sich einig: Plauen steht bald wieder auf dem Plan.
Herzlichen Dank an Mathias Müller, dass er der Lesung Obdach gegeben hat und an Gabi und Rene Hunschede, für die klasse Vorbereitung und das Rühren der „Werbe“trommeln. So war die Lesung zu guter Letzt auch noch erfolgreich!